Donnerstag, 18. September 2008

1. Erfahrungsbericht

Ein Kind in den Muellbergen von Cebu

Maayong adlaw, Hallo Zusammen

Zuerst einmal ein riesen Dankeschoen fuer den lieben Kommentar! Auch ein ganz herzlichen Dank an alle, die mir diesen Aufenthalt in den Philippinen ermoeglicht haben und mich waehrend der fast einjaehrigen Vorbereitung begleitet haben! Mit den vielen Seminaren und Vorbereitungen ist die Zeit des schwehren Abschiedes sehr schnell gekommen. Den langen Flug habe ich dann gut ueberstanden und das erste was ich gespuehrt habe als ich den Flughafen verlassen habe, war die tropische Hitze, an die ich mich mittlerweile schon mehr oder weniger gut gewoehnt habe.Die erste Zeit habe ich nun also in Cebu City, im Sueden der Philippinen verbracht. Hier in der Grossstadt kann ich mich noch gut mit Englisch durchschlagen, doch die eigentliche Sprache die die Leute sprechen, ist Visaya. Deshalb ist es nun meine erste Aufgabe diese, fuer mich nicht gan einfache Sprache zu lernen. Mein Visaya Unterricht findet natuerlich auf Englisch statt und trotz vielem Lernen ist es nach zwei Wochen Unterricht schwierig, die Sprache zu verstehen.

Meine Visaya-Lehrerin Anita

Auch das Handwaschen ist fuer mich neu und musst mir zuerst jemand zeigen.Die Leute sind hier wirklich sehr freundlich und hilfsbereit. Egal wo man ist, auf der Strasse, bei jemanden auf Besuch, ja sogar in den Slums, fast ueberall wird gesungen und gelacht. Wenn ich zu Kindern komme, dann werde ich von ihnen umringt und jeder nacheinander drueckt meine Hand auf ihre Stirn als Zeichen von Respekt. Wenn ich durch die Strasse laufe, wird mir manchmal Americana zugerufen. Fuer die Filippinos gibt es eben nur Amerika und die Philippinen und Amerika ist hier ein grosses Vorbild. Alle wollen sie dort hin und aussehen wie ein Amerikaner. Deshalb schmieren sie sich Withcreams auf die Haut, damit diese heller wird und laufen bei schoenstem Wetter mit Regenschirmen herum. Das oeffentliche Verkehrsmittel hier in der Stadt sind die Cheepneeys. Das sind kleine Busse die in den lustigsten Farben angemalt und verziert sind. Bei uns faehrt sowas nur an der Fasnacht herum. Wenn man mit einem Cheepneey fahren will, muss man nur die Hand ausstrecken und es haelt an. Um auszusteigen ruft man "lugar" oder klopft gegen das Dach. Dass mitten auf dem Gehsteig ein Feuer gemacht wird um etwas zu kochen oder sich jemand dort hin liegt um zu schlafen ist ganz normal.Das Essen hier ist fuer mich sehr gewoehnungsbeduerftig. Es gibt morgens, mittags und abends immer irgendwas mit Fisch und Reis, wobei man hier in der Stadt eigentlich alles kaufen kann. Dass man das Essen teilweise mit den Fingern isst, scheint hier ganz normal zu sein, fuer die Bananen wird dann jedoch wieder eine Gabel verwendet. Am Sonntagabend war ich auch schon auf der ersten Fiesta eingeladen. Es war eine Todestagsfeier, doch hier wird jeder Anlass genutzt um zu festen. Es gibt kein Fest ohne viel Essen und was immer dabei sein muss ist ein ganzes gebratenes Schwein, von dem man sich dann Stuecke runterschneiden kann. Da die Filippinos sehr gerne singen, gehoert natuerlich auch das Karaokesingen dazu.Doch nicht nur das Festen habe ich bereits miterlebt sondern auch das Elend hier. Cebu ist bekannt fuer riesige Muellberge, in denen die aermsten nach verwertbaren Sachen graben. Dies ist vorallem fuer die Kinder nicht nur wegen den Gestaenken und Geziefern sehr gefaehrlich sondern auch wegen den riesigen Trucks, die den Muell abwerfen. Als wir mit einem kleinen Bus zu den Muellbergen gefahren sind, haben sich die Kinder schon unter der Fahrt hinten auf den Bus geklammert. Ich habe hier schon so einiges an Armut erlebt aber was ich dort gesehen habe, bekommt man vielleicht auf Fotos zu sehen aber nicht zu spuehren. Ueberall Muell, aus denen kleine Huetten gebastelt wurden und von Ort zu Ort brennen Feuer. Als wir ausgestiegen sind kamen um die hundert Leute, vor allem Kinder herbeigerannt. Die Kranken haben sich dann in eine Schlange vor den Kleinbus gestellt, um Medikamente zu bekommen.

Das Haus von Madlene, sie hat 13 Geschwister

In eines der "Huetten" habe ich dann ein Maedchen getroffen, Madlene, sie habe ich besonders ins Herz geschlossen. Da sie noch so klein ist, brachte ich sie dann zu dem Platz wo die anderen Kinder waren. Dort wurde gesungen und getanzt. Dann hat jedes Kind einen Zettel mit einer Nummer bekommen und die Nummer die aufgerufen wurde, bekam etwas kleines zu Essen. So konnten die Kinder noch ein wenig Englisch lernen. Die Armut ist hier wirklich gross und dennoch durfte ich in den Gesichtern der Menschen viel Freude erkennen. Unter so vielen Kindern habe ich nur ein einziges gesehen das geweint hat. Als wir dann wieder mit dem Bus weggefahren sind, hoerte ich viele Kinder rufen: "Babay Christina"! Die Kinder hier bekommen ja auch nicht gerade jeden Tag eine Weisse zu sehen.Ich habe schon einige Tage gebraucht, um mit der Armut hier zurecht zu kommen aber es kam noch schlimmer. Das Nachtleben ist besonders hier in der Stadt sehr ausgepraegt, besonders im Rotlichtviertel von Cebu. Da sind unglaublich viele junge Maedchen, aber auch Kinder und Transen. Viele Maedchen wuerden gerne aus dem Geschaeft aussteigen aber das ist nicht moeglich, da sie unter Schulden stehen. Wenn ein Auto vorgefahren kommt, stellen sich die Maedchen vor das Auto und dann wird eine oder mehrere ausgesucht. Sie verdienen dann etwa 5SFR, wobei sie die Haelfte abgeben muessen. Es ist wirklich erbaermlich mitanzusehen, wie dann die Maenner in ihren knappen Hosen und Traegershirts dastehen und das Geld der Maedchen einkassieren. Viele Maedchen werden schwanger und verschulden sich dadurch noch mehr. Es ist fuer sie auch nicht moeglich wegzulaufen, da ihnen die Dokumente weggenommen wurden. In den Gesichtern der Maedchen ist keine Freude zu erkennen, wenn sie zurueck kommen schauen sie traurig aus. Viele sind verwundet oder krank. Ein Maedchen das ich getroffen habe, ist bereits zum vierten mal schwanger aber jedes ihrer Kinder kam mit eiem Herzfehler auf die Welt. Wenn man die Stiche auf ihren Venen sieht, weiss man auch warum. Die Kinder hier haben keine Chance, denn in der Nacht arbeitet die Mutter und am Tag schlaeft sie. Als wir dieses Rotlichtviertel besucht haben, haben wir Kondome verteilt und die Kranken bekamen Medikamente. Wir (ich war mehr Begleiterin, denn dafuer reichen meine Visayakenntnisse noch nicht aus) haben dann auch versucht, ihnen zu vermitteln, dass es eine Moeglichkeit gibt auszusteigen durch die Auffangstation. Doch nur wenige wagen es, diesen Schritt zu machen. Sie brauchen viele Jahre um diese Erlebnisse zu verarbeiten. Die Trauer in den Gesichtern dieser Maedchen zu sehen geht mir sehr nahe. (Ich sage euch, geniesst es, beinahe sorgenfrei vor eurem Computer zu sitzen und diesen Bericht zu lesen.)Ich habe also schon einiges von der Stadt hier gesehen. Um nun die Kultur der Filippinos noch ein bisschen besser kennen zu lernen und zu verstehen und natuerlich auch meine Visayakenntnisse zu erweitern, werde ich morgen nach Poog auf einen Bauernhof fahren bevors dann in die Berge von Surigao geht.Ich wuensche euch alles Gute und wuerde mich freuen, auch von euch etwas zu hoeren. Ganz liebe Gruesse nach Europa, Afrika, Suedamerika, Indien, Indonesien und ganz besonders in die Schweiz! Christina


Mittwoch, 3. September 2008

Gut angekommen!!!!!!

Nach recht wenig Schlaf und einer langen Reise bin ich am Montag gut in Cebu, im Sueden der Philippinen, angekommen.

Abflug in Zuerich (Ich bin diejenige, die aus dm drittletzten Fenster rausschaut :-)


Meine erste Aufgabe ist es nun, mich an das Klima, das Essen und die Kultur hier zu gewoehnen und Cebuano zu lernen. Das Klima hier ist sehr warm und feucht. Vorallem in der Nacht ist das sehr muehsam und unter dem Moskitonetz ist es dann noch heisser und die Duschen sind warm. Das Essen, naja das ist wirklich sehr gewoehnungsbeduerftig! Es gibt sehr gute Fruechte hier! Ansonsten gibt es meistens Reis und Fisch und manchmal Dinge bei denen man nicht so recht weiss, was es ist. Am ersten Tag, an dem ich hier war wurde mir so was Chipsaehnliches angeboten. Es hat zumindest im ersten Moment so geschmeckt, sehr salzig und ein komischer Beigeschmack. Zum Glueck haben sie mir erst nachdem ich es gegessen habe gesagt, dass es aus Tierhaeuten besteht ;-)

Viel erlebt hab ich noch nicht, bin ja auch noch nicht so lange hier ;-) Ich meld mich wieder! Ganz liebe Gruesse Christina