Während dieser Zeit durfte ich bei Inge und Dietmar (Entwicklungshelfer aus Deutschland) wohnen, die mich ganz herzlich in ihr Heim aufgenommen hatten. Ganz lieben Dank für diese super Zeit!
Am Schluss meines Aufenthaltes, durfte ich meine Familie in den Philippinen begrüssen und mit ihnen nochmals die Einsatzstellen besuchen. Für die Mamanua-Kinder in Surigao haben wir Pansit (ein philippinisches Nudelgericht) gekocht, das sie dann auf Bananenblättern gegessen haben. Die Kinder waren so hungrig, dass manche 4-mal nachgeschöpft hatten, doch kein Reis – kein Essen! Deshalb hiess es am Schluss: Thank you for the snacks! Nachdem sie den Magen voll hatten, waren sie auch nicht mehr so schüchtern wie am Anfang und haben noch für uns gesungen und getanzt.
Besuch bei den Mamanua-Kindern
In der Zwischenzeit hat sich auch in diesem Gebiet vieles verändert. Die Mienenfirmen machen sich breit. Wo vorher ein schmaler Pfad war, gibt es nun Bergstrassen. Auf dem Weg in die Berge sieht man Bagger. Das Wasser wird immer schmutziger. Die Hügel, die vorher mit Kokosnusspalmen bewachsen waren, sind jetzt braune Schotterberge. Aber das schlimmste ist, dass die Mienenfirmen die Heimat der Mamanuas kaufen und somit deren Zukunft komplett zerstören. Auch die Konflikte zwischen der Regierung und den oppositionelle Truppen haben sich verschärft. Nach knapp einem Jahr verlasse ich dieses Gebiet schlimmer als ich es angetroffen habe.
Dennoch war das ganze Jahr voller Bereicherungen und Gegensätzen. Einerseits hupende Jeepneys in der Stadt, auf dem Land jedoch geflügelte Motorräder. Die Mamanuakinder in den Bergen waren sehr scheu, die Heimkinder in der Stadt waren sehr anhänglich. In den Bergen haben wir auf offenem Feuer gekocht und gebacken, in den Städten gab es Fastfood-Ketten wie Mc Donalds oder Jolibee.
Einerseits habe ich in den Bergen unter einfachsten Verhältnissen auf engstem Raum ohne Privatsphäre mit Philippinos zusammengelebt. Andererseits bin ich für den Sprachkurs alleine nach Davao gereist. Dort habe ich niemanden gekannt und musste mir erst selber ein Zimmer suchen. In den Bergen hat man einfach „in den Tag hinein gelebt“, in der Stadt musste ich mich von Morgens bis Abends alleine organisieren. In den Bergen war ich die einzige Weisse so dass mich die Kinder mit Mama-Mary verwechselt haben, in den Städten wurde mir Barbie nachgerufen. Am Anfang konnte ich in Cebuano überhaupt nichts verstehen, am Schluss konnte ich alleine 16 Kinder auf einmal im Zaum halten und beschäftigen. Zuvor war ich 11 Jahre lang Vegetarierin, nun können es auch Frösche, Ratten, Wildschweine, Küken, getrockneter Fisch oder Käfer sein.
Ein Jahr ist eine lange Zeit, aber geht dennoch viel zu schnell vorbei. Nun bin ich schon zwei Woche wieder in meiner Heimat und es krähen nicht mehr frühmorgens die Hähne, am Abend fährt kein hupendes Velo vorbei das halbausgebrütete Enten verkauft, es gibt nicht mehr drei mal täglich Reis, es ruft mir niemand mehr Ate Tinay zu, es gibt keine Kinder mehr die mir zur Begrüssung meine Hand auf ihre Stirn drücken, man hört nicht mehr aus jeder Bambushütte eine Karaokeanlage, es wird nicht mehr um 6 Uhr Abends dunkel, die Autos hupen nicht überall, die Häuser wirken nicht mehr so offen und einladend. Es gibt fliessendes Wasser im Haus, man benötigt keinen Kübel um sich zu duschen und es krabbelt nicht mehr in jeder Ecke.
Dennoch gewöhnt man sich wieder verblüffend schnell an das „Luxusleben“. Hier in der Schweiz scheint alles noch beim Alten zu sein, doch ich selber durfte viele Erfahrungen machen, durch viele Hochs und Tiefs gehen und einiges über mich selber lernen. Viele haben mich gefragt: “und? würdest du wieder gehen?“ Ja! Wenn ihr die Chance habt, in einer anderen Kultur mit zu leben und von ihr zu lernen, dann tut das!
An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei allen, die mich während dieser Zeit in irgendeiner Weise unterstützt haben, die mir bei den vielen Vorbereitungen und während des Aufenthaltes so liebevoll beigestanden sind und ganz besonderen Dank auch an meine Familie!