Freitag, 2. Januar 2009

Mein Leben mit den Mamanuas


Die Mamanuas sind eines der gut hundert Volksstaemme, die hier in den Philippinen noch uebrig geblieben sind. Vor vielen Jahren zogen sie von Ort zu Ort und ernteten, was sie dort fanden. Da dies die philippinische Bevoelkerung nicht mehr akzeptiert hat, wurden sie in die Berge vertrieben. Die Mamanuas unterscheiden sich aeusserlich vorallem durch ihre sehr dunkle Hautfarbe und ihr gelocktes Haar, ja man koennte fast meinen man sei in Afrika gelandet. In den Bergen ist die Nahrung, die sie vorfinden koennen, sehr beschraenkt und im Tal werden sie von der Bevoelkerung nicht geduldet, deshalb verkleinert sich der Stamm immer mehr.
Wenn wir von dem Dorf Mahanub, das in Surigao auf der Insel Mindanao liegt, den gut zweistuendigen Fussmarsch durch Waelder auf uns nehmen, wobei man weit und breit nur Kokosnusspalmen sieht, dann gelangen wir zu der Siedlung der Mamanuas. Sie leben in kleinen Huetten, die aus Bambusholz und Palmenblaettern gebaut sind. Die Eltern der Mamanuas-Kinder sind oft den ganzen Tag auf der Farm, welche ein Stueck weiter weg gelegen ist. Somit sind die Kinder meistens alleine zu Hause.
Ein Teil der Huetten der Mamanuas

Auch wir haben eine Holzhuette in dieser kleinen Siedlung. Sie besteht aus einem grossen Raum, der als Schule fuer die Kinder und ab und zu auch mal als Meetingraum fuer die Mamanuas dient. Im Nebenraum befinden sich die Feuerstelle zum Kochen und ein Tisch zum Essen. Geschlafen wird manchmal bis zu fuenft in der knapp zehn Quadratmeter grossen Dachkammer. Hier oben ist das Klima angenehm kuehl und der Blick zum Meer mit den vielen kleinen Inseln wunderschoen. Wir unterrichten hier oben die kleinen Mamanuakinder, bevor sie zur Schule kommen. Dies ist gar nicht mal so einfach, denn diese Kinder sind sich nicht gewoehnt an einem Tisch zu sitzen und einen Schreiber in der Hand zu halten. Da dauert es manchmal Wochen, um ihnen nur einen Buchstaben beizubringen. Wenn wir genuegend zu Essen haben, kochen wir mittags fuer die Kinder. Sie sind immer so unglaublich hungrig, da wird der Teller immer ganz leer geschleckt. Die Kinder sind unglaublich suess und trotz ihren Rotznasen, dreckigen Kleidern und dem muffigen Geruch, der von ihnen ausgeht, muss man sie einfach gerne haben.
Beim Essenverteilen in unserer Huette

Hier oben leben wir teilweise als Selbstversorger, da wir Gemuese anpflanzen und auch einige Tiere haben. Perd, Geissen, Huehner, Gaense, Katzen, Hunde, ja sogar einen Fischteich und manchmal eher ungewollt auch Schlangen. Wenn in der Nacht wieder mal jemand auf Froschjagd geht, dann werden die natuerlich auch zum Fruehstueck gebraten. Wir zuechten Setzlinge um sie den Mamanuas zu geben und nicht selten sind wir auch Anlaufstelle fuer Verwundete und Kranke. Es ist erschreckend, wie viele Kleinkinder und Babys zu uns kommen, weil sie irgendwo runtergefallen sind.
Das Leben in den Bergen ist einfach. Gekocht wird auf offenem Feuer, geschlafen auf dem Boden, zum Duschen dient ein Kuebel mit Wasser und auch an das Essen mit den Fingern hab ich schon Gefallen gefunden.
Wenn die Kinder die Grundkenntnisse von Schreiben und Rechnen beherrschen, duerfen sie in die oeffentliche Schule im Dorf. Hier unten haben wir zwei Huetten, eine fuer die Maedchen und eine fuer die Jungs, in denen sie leben koennen. Sie bekommen hier jeden Tag Essen, das sie dann kochen, und die Schulbuecher bezahlt. Wenn ich hier unten bin, uebernachte ich meistens in der Dachkammer der Huette der Jungs. In dieser kann ich nicht mal stehen. Ich hab schon gefallen daran gefunden, am Abend vor dem Einschlafen den Ratten zuzuschauen, wie sie auf dem aus Palmenblaettern gefertigten Dach hin und her rennen. Wenn man jedoch am Morgen aufwacht, ist der erste Griff zum Besen um den Mist wegzukehren, den sie ueber Nacht veranstaltet haben und wenn man hier Kleider rumliegen laesst, dann bekommen diese automatisch Loecher. Die meisten Mamanuakinder sind sehr gut in der Schule und lernen sehr gerne. Oft machen wir Mathematikspiele bis spaet in die Nacht.
links die Huette der Maedchen, hinten die der Jungen

Neben dem Unterricht helfe ich auch bei Gartenarbeiten, bei Dokumentationen und Praesentationen mit. Seitdem ich bei den Jungs in der Huette das Kabel repariert habe, da dieses angefangen hat zu brennen, bin ich auch fuer die Elektrik zuestaendig. Es gibt hier also immer etwas zu tun und die Zeit rennt fast an einem vorbei.
Unser momentan groesstes Problem ist, dass die Minenfirmen hier ihre Zelte aufschlagen wollen, was sie teilweise schon gemacht haben. Somit wuerde den Mamanuas das Letzte weggenommen das sie noch haben, ihr Land. Die Minenfirmen geben den Mamanuas Geld um sie zu beeinflussen. Aber jedes mal, wenn sie Geld bekommen, sind sie wieder fuer eine Nacht lang betrunken und am naechsten Tag haben sie schon nichts mehr.
Hier in Surigao hat jeder einen Spitznamen, da bin ich auch nicht drum rum gekommen und somit schon unter dem Namen Tinay bekannt. Manchmal komme ich mir auch vor wie in einem Maerchenland, wenn mir mal wieder jemand von den kleinen Zwergen erzaehlt, die hier rumspazieren oder von, den Geistern weit oben im Wald und den Menschen die sich in einen Drakula oder in verschiedene Tiere verwandeln koennen.
In der Adventszeit sind die Kinder des Dorfes jeden Abend von Haus zu Haus gegangen, haben Weihnachtslieder gesungen in der Hoffnung, dass sie ein wenig Geld oder etwas Suesses bekommen. Ueber diese Zeit hatten wir besonders viel zu tun, wir bekahmen ueber hundert Kleidersaecke, die wir sortieren und verteilen mussten und auch Seife und Bohnen. Am 23.Dezember hat dann das ganze Dorf zusammen Weihnachten gefeiert. Die Erwachsenen haben gesungen und getanzt, fuer die Kinder gab es Spiele und es hat sich sogar jemand als Santaclaus verkleidet (der Bart wurde in die Nasenloecher gestopft). Weihnachten selber war fuer mich sehr ungewohnt, wie z.B. das Verteilen der vielen Kleider. Der Christbaum wurde aus alten Medikamentenschachteln gebastelt. Dennoch finde ich es eine schoene Erfahrung, Weihnachten in einer anderen Kultur zu verbringen. Unser Weihnachts(baum)

Ueber Neujahr bin ich nach Cebu gereist. Es war unglaublich, wie viele Feuerwerkskoerper hier losgelassen wurden und innerhalb kuerzerster Zeit war nicht nur die ganze Stadt schwarz vor lauter Rauch sondern auch die Nasenloecher und die Kleider.
In naechster Zeit werde ich mich nochmals intensiver der Sprache widmen, da mir diese sehr schwer faellt. Noch dazu kommt, dass in Surigao ein anderer Dialekt gesprochen wird und wenn dann die Mamanuas auch noch ihre eigene Sprache sprechen, verstehe ich gar nichts mehr.
Euch allen wuensche ich alles Gute fuers neue Jahr und ganz liebe Gruesse aus den Philippinen Christina
Beim Kleider sortieren und verpcken...
da hat natuerlich auch unser Hund was bekommen.. ;-)
Die ganzen Sachen muessen dann natuerlich auch verteilt werden...


Nicht nur die Kinder kamen und sagen Weihnachtslieder sondern auch die Mamanuas


Ein philippinisches Weihnachtsmahl


Ein Sprung ins Wasser und das im Dezember...


Das philippinische Transportmittel der Cheepney


Beim Baden (und klettern)


Mit den Schuelern in der Stadt um ein Examen zu schreiben (die haben auch alle in dieses Auto gepasst...)


Auch die Mamanuas haben Beerdigungen


Die Mamanuakinder beim Spielen


In unserer Huette, die auch als Schule dient


Beim Mittagessen und im Hintergrund die Huetten der Mamanuas



Der Strand in Dapa